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Nachhaltigkeit

Bedeutung von ESG-Faktoren in Transaktionen und Bewertungen

Dr. Alexander Budzinski Dr. Alexander Budzinski

Beim täglichen Blick in die Nachrichten wird man unausweichlich immer wieder mit Nachhaltigkeitsthemen aller Art und den sogenannten ESG-Faktoren konfrontiert. Diese Faktoren unterteilen sich in eine Vielzahl von Aspekten, die auf ganz unterschiedlichen Wegen auf die Unternehmen einwirken. Dies gilt in besonderem Maße für Unternehmen der Energiewirtschaft aber auch für energieintensive Unternehmen. Die ökologischen Faktoren im ESG Kosmos (Environmental) haben direkte Berührungspunkte zur operativen Wertschöpfungskette, wie beispielswiese die Vermeidung von Treibhausgasemissionen und der damit verbundene Ausstieg aus konventionellen Energieträgern beziehungsweise deren Verteuerung durch zusätzliche CO2-Kosten. Aber auch das „Waste Management“ und Themen der Kreislaufwirtschaft oder Anforderungen an das Wasser-Management sind bedeutende Themen in diesem  Sektor. ESG-Faktoren können aber auch indirekt über die zukünftig erwarteten Klimaveränderungen, Anforderungen an den Schutz von Biodiversität sowie an die Vermeidung von Umweltverschmutzung wirken.

Der Krieg in der Ukraine führt nunmehr zu einer zusätzlichen Beschleunigung der Berücksichtigung all dieser Aspekte in der deutschen Energiepolitik, durch eine noch stärker in den Fokus gekommene Entkopplung der Energieversorgung von fossilen Rohstoffen, insbesondere von Erdgasbezug aus Russland.

Derzeit existieren verschiedene Taxonomien auf globaler und nationaler Ebene für die Environmental-, Social- und Governance-Kriterien. Bekanntester Ausgangspunkt der Diskussion über Nachhaltigkeitsziele sind die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.  Die 17 darin enthaltenen thematischen Blöcke geben einen umfassenden, wenngleich sehr allgemeinen Überblick über die gesamtgesellschaftlich anstehenden zukünftigen Aufgaben. Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) wiederum umfasst 20 Themenblöcke , die jedoch bereits klarer auf unternehmensbezogene Prozesse abgestimmt sind. Hierauf bezieht sich auch der entsprechende Branchenleitfaden für die Energiewirtschaft. Hinzu kommen neue EU-Verordnungen, von denen die EU-Taxonomie zum Klimaschutz wegen der zugehörigen Diskussion um die Aufnahme von Gas- und Atomkraftwerken wohl die bekannteste ist, sowie zugehörige nationale Umsetzungen in das deutsche CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz und das sogenannte Lieferkettengesetz.

Bei vielen dieser ESG-Kriterien handelt es sich aus Transaktions- oder Bewertungssicht zwar um wichtige, zugleich aber um verhältnismäßig softe, nicht leicht quantifizierbare Kriterien. Zur Messung von ESG-Faktoren kommen derzeit unterschiedliche Verfahren zum Ansatz. Bei Grant Thornton verfolgen wir diesbezüglich unter anderem den Ansatz eines Reifegradmodells, das es ermöglicht, für alle angesprochenen Bereiche eine angemessen granulare und zielgerichtete Einstufung des Unternehmens in Bezug auf seine ESG-Konformität vorzunehmen. Die unzureichende ESG-Konformität oder auch Prozessfähigkeit führt zu einer erwarteten Belastung von Ergebnis und Liquidität, beispielsweise über absehbare Kostenbelastungen (hierzu zählen unter anderem erhöhte Abgaben für CO2-Emissionen oder das Risiko von Stranded Assets) oder über verringerte Erlöserwartungen, weil Lieferanten und Kunden ihr Geschäft zu ESG-konformen Wettbewerben verschieben. Andererseits wird es für ESG-konforme Unternehmen umso leichter, mit Green Financing oder attraktiven Markenprofil Expansionsstrategien zu unterstützen und neue Kunden- und Produktmärkte zu erschließen.

ESG-Faktoren sind im Rahmen von Bewertungen und Kaufpreisverhandlungen immer häufiger als Risiko- aber auch als Chancenkomponenten zu berücksichtigen.

Praxishinweis

Wir unterstützen Sie dabei zu ermitteln, welche ESG-Faktoren besondere Relevanz für ihr Unternehmen oder Ihr Target haben und wie Sie  im Rahmen Ihrer Transaktion und bei der Bewertung beziehungsweise Kaufpreisfindung zu berücksichtigen ist. Sprechen Sie uns an!