Strukturierte Finanzierung
Grundsätzliches Ziel einer strukturierten Finanzierung ist in diesem Zusammenhang die (1) tatsächliche Ermittlung und anschließend die (2) Segmentierung des konkreten Kapitalbedarfs. Die einzelnen Tranchen können dann mit jeweils individuell passenden Werkzeugen (3) finanziert werden. Grundlage ist regelmäßig eine technisch basierte Hochrechnung der Investitionen. Auf Basis einer Netzplanung werden durch Kombination aus zu bauender Trassen- und Hausanschlusslänge (ggf. erweitert um NE4, Aktivtechnik, etc.) und Marktpreisen Kosten für die Errichtung des Gesamtnetzes abgeschätzt. Beispielhaft nehmen wir hier eine Kostenschätzung von 41 Mio. Euro an.

Abbildung 1: Gesamtinvestitionsbedarf
Im nächsten Schritt gilt es, diese in plausible „Jahresscheiben“ zu überführen. Tatsächlich entsteht der Kapitalbedarf in aller Regel keineswegs innerhalb eines Jahres, sondern verteilt sich mit der initialen Bauphase sowie der Nachverdichtungsphase auf einen deutlich längeren Zeitraum. Daraus ergibt sich eine erste Tranchierung:

Abbildung 2: Kapitalbedarf in Jahresscheiben - segmentiert
Es ergibt sich beispielhaft ein jährlicher Kapitalbedarf von durchschnittlich 5 Mio. Euro pro Jahr in der Ausbauphase sowie 2 Mio. Euro pro Jahr in der Nachverdichtung. Im dritten Schritt werden zusätzlich finanzierungsrelevante Aspekte berücksichtigt, welche sich im Rahmen einer langfristigen betriebswirtschaftlichen Planung ergeben. Darunter fallen Instrumente der Innenfinanzierung wie etwa Abschreibungen, Thesaurierungen, die Auflösung von Sonderposten und Rückstellungen etc. Demgegenüber sind Kredittilgungen, Reinvestitionen u.ä. zu stellen. Im vorgenannten Beispiel ergäbe sich möglicherweise folgender Pfad:

Abbildung 3: Kapitalbedarf in Jahresscheiben nach Kapitalherkunft
Es zeigt sich ein Bedarf an externer Finanzierung von nur noch ca. 27 Mio. Euro bei durchschnittlichen Bedarfen in Höhe von 4,3 Mio. Euro pro Jahr in der Ausbauphase und 650.000 Euro pro Jahr in der Nachverdichtung.
Kapitalbedarf ermitteln mit integrierter Planung
Ein Financial Model (zu Deutsch Finanzmodell) ist ein mathematisches Modell, zur Prognose der finanziellen Entwicklung eines Unternehmens, Projekts oder Investments. Es basiert auf historischen Daten und Ableitungen, vor allem aber auf einer zahlenbasierten Erwartungshaltung an die Zukunft. Das Modell ermöglicht die Prüfung von Szenarien und Sensitivitäten einer unternehmerischen Entscheidung unter finanziellen Aspekten. Dabei steht das Ziel im Vordergrund, wesentliche ökonomische Wirkzusammenhänge mathematisch miteinander zu verbinden und durch Ansatz belastbarer Prämissen die Resultate der verschiedenen Handlungsstränge miteinander zu vergleichen.
Ein Financial Model besteht in der Regel aus einer mittel- bis langfristigen Planung von Erfolgsprognose (Plan-Gewinn- und Verlustrechnung), Vermögensprognose (Plan-Bilanz) sowie einer Prognose verfügbarer Mittel (Plan-Kapitalflussrechnung). Durch die integrierte Planung können Unternehmen die Entwicklung von Umsätzen, Kosten, Investitionen und Finanzierungskosten über mehrere Jahre simulieren. Das Modell gewichtet soweit wie möglich alle relevanten Aspekte und vermittelt Klarheit über die Effekte unterschiedlicher Entscheidungen des Unternehmens sowie der Entwicklungen am Markt.
Neben der reinen Strukturierung der Finanzierung lässt sich mittels eines qualifizierten Finanzmodells die Tragfähigkeit der geplanten Finanzierung gegenüber Gesellschaftern, Banken, strategischen Partnern oder Investoren nachweisen. Es dient außerdem als Werkzeug zur Risikofrüherkennung und zeigt, professionell aufgesetzt und unter Einbeziehung von Vergleichswerten, Anknüpfungspunkte zur Neuorganisation oder Restrukturierung und zum Aufbau neuer Partnerschaften.
Deckung des Kapitalbedarfs
Die Deckung des Kapitalbedarfs erfordert eine strategische Auswahl geeigneter Finanzierungsinstrumente. Zum einen bietet sich eine klassische Fremdfinanzierung an, welche jedoch aufgrund von Covenants (beispielsweise Mindestwert für Eigenkapitalquote) der Banken in der Regel begrenzt ist. Zusätzliches Eigenkapital lässt sich ggf. bei bestehenden Gesellschaftern einwerben.
Hier sei nur nebenbei auf die Besonderheiten der Finanzierung im kommunalen Umfeld hingewiesen: Neben vergünstigten Zinskonditionen (angemessene Avalprovision beachten!) sei hier insbesondere auf die Möglichkeit der zweistufigen Finanzierung hingewiesen. Dabei erfolgt eine Darlehensaufnahmen auf Ebene der Kommune, welche das akquirierte Kapital anschließend als Eigenkapital in die Tochtergesellschaft einlegt. Zur Stabilisierung der Cashflows auf Ebene der Kommune (welche selbst den entsprechenden Kapitaldienst zu leisten hat) kann beispielsweise teilweise eine eigenkapitalähnliche Nachrangfinanzierung in Betracht gezogen werden.
Außerdem besteht die Option zur Einbindung externer Investoren. Infrage kommen dabei kommunale oder private strategische Akteure, welche neben der reinen Finanzbeteiligung zusätzliche Interessen mit der Investition verbinden. Aber auch reine Finanzinvestoren sind weiterhin an der Finanzierung von Infrastruktur in Deutschland interessiert.
Nicht zuletzt kann auch weiterhin die Nutzung von Förderprogrammen eine zentrale Rolle in der Finanzierung des Glasfaserausbaus spielen. Auch jetzt noch ergeben sich durch den Rückzug ausbauender Unternehmen in vielen Teilgebieten Förderoptionen und auch Ausschreibungspflichten stellen aufgrund der Ausgestaltung der Gigabitförderung des Bundes, beispielsweise im Rahmen eines Betreibermodells, kein Hindernis dar.
Darüber hinaus müssen gerade Stadt- und Gemeindewerke die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand berücksichtigen. So sollten etwa Haushalts- und beihilferechtliche Bedingungen bei der Strukturierung und der Auswahl einzelner Finanzierungsinstrumente zur Maximierung der Rechtssicherheit mit ins Kalkül gezogen werden.
Anlass für Neuorganisation und Partnerschaften?
Die Kapitalbedarfsanalyse kann über die reine Finanzplanung hinaus als strategischer Impulsgeber dienen. Erkenntnisse über Finanzierungslücken oder strukturelle Schwächen eröffnen die Möglichkeit, Neuorganisationen einzuleiten oder Partnerschaften zu prüfen.
In manchen Fällen kann die Kapitalbedarfsanalyse auch als Ausgangspunkt für eine umfassende strategische Neuausrichtung dienen. Sie zeigt nicht nur auf, wo finanzielle Engpässe bestehen, sondern liefert auch Hinweise darauf, welche Geschäftsbereiche gestärkt werden oder an welcher Stelle Kooperationen sinnvoll sein könnten. Insbesondere angesichts dynamischer Marktbedingungen und zunehmender regulatorischer Anforderungen gewinnen solche Überlegungen an Bedeutung. Unternehmen, gerade im Umfeld des Glasfaserausbaus, die ihren Kapitalbedarf regelmäßig überprüfen und anpassen, sind besser in der Lage, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Kontinuierlicher Prozess
Die Ermittlung des Kapitalbedarfs ist keine einmalige Aufgabe, sie stellt einen fortlaufenden Prozess dar, der maßgeblich die Grundlage für nachhaltige Investitionen und strategische Entscheidungen bildet. Durch eine integrierte Planungsrechnung lassen sich die wesentlichen Kennzahlen präzise ermitteln, was eine zumindest jahresscharfe Steuerung ermöglicht und für permanente Transparenz zur internen Steuerung oder auch externen Kontrolle sorgt.
Wir begleiten Telekommunikations- und Glasfaserunternehmen dabei, ihren Kapitalbedarf gezielt zu ermitteln, erarbeiten integrierte Planungsmodelle für und mit unseren Kunden und schaffen so eine solide Grundlage für nachhaltige Investitionen, Finanzierungskonzepte und strategische Entscheidungen. Sprechen Sie uns an!