Die M&A-Aktivitäten im europäischen Krankenhausmarkt haben in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen. Die Corona-Pandemie, regulatorische Unsicherheiten und die beschlossene Krankenhausreform in Deutschland wirken wie ein Bremsklotz für viele Transaktionen. Sowohl in Deutschland als auch europaweit ist die Zahl der Deals deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig könnten Faktoren wie Personalengpässe, steigender Kostendruck und zu-nehmende Insolvenzen künftig wieder für Bewegung sorgen. Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre zeigt, wie sich der Markt entwickelt hat – und welche Trends sich abzeichnen.
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Einheitlicher M&A-Trend in Deutschland und Europa

Der Rückgang bei M&A-Transaktionen ist sowohl in Deutschland als auch in Europa klar erkennbar: Seit 2018 ist die Zahl der Krankenhaus-Deals um rund 55 % gesunken. Laut Daten aus den Finanzdatenbanken Capital IQ und PitchBook wurden zwischen 2018 und 2024 europaweit insgesamt 388 Transaktionen registriert. Die Anzahl sank von 71 im Jahr 2018 auf nur noch 30 im Jahr 2024. Dieser Negativtrend betraf sowohl Finanz- als auch strategische Investoren:

  • Finanzinvestoren führten zwischen 2018 und 2022 durchschnittlich rund 20 Transaktionen pro Jahr durch. 2023 sank die Zahl auf 14, 2024 sogar auf 9.
  • Strategische Investoren zeigten ein ähnliches Verhalten: Zwischen 2018 und 2022 wurden jährlich etwa 30 bis 50 Deals abgeschlossen. 2024 lag die Zahl nur noch bei 20.

Umsatz- und EBITDA Multiplikatoren im europäischen Vergleich 

Die Entwicklung im Transaktionsmarkt spiegelt sich auch in den bewertungsrelevanten Multiplikatoren wider. 2019 markierte das Bewertungshoch der vergangenen sieben Jahre: Damals lag der Median des EBITDA-Multiples bei 24,0x[HH1]  und der des Umsatz-Multiples bei 1,92x – bei gleichzeitigem Höchststand an Transaktionen (72 Deals europaweit). Abgesehen von einem kurzfristigen Anstieg des Umsatz-Multiples im Jahr 2022 war in den Folgejahren ein klarer Rückgang zu beobachten.

Für die Analyse wurden vorrangig Unternehmen aus dem Bereich medizinische Versorgung in Krankenhäusern betrachtet. Ergänzend wurden auch Firmen mit krankenhausnahen Dienstleistungen, etwa aus dem Bereich Immobilienmanagement, einbezogen.

Entwicklung der europäischen Umsatz-Multiples (2018 - 2024)¹

¹Die ermittelten Umsatz-Multiples wurden mit dem Median ermittelt

Aktuelle M&A-Transaktionen im Krankenhausmarkt 

Trotz der sinkenden Bewertungen bleibt der Markt aktiv. So übernahm die Swiss Medical Network AG im Dezember 2024 die Spital Zofingen AG für 50 Millionen Schweizer Franken und übernahm zusätzlich Schulden in Höhe von 70 Millionen Schweizer Franken. Ziel der Akquisition: den Krankenhausbetrieb sichern, eine effizientere Versorgungsstruktur etablieren und die Marktposition durch patientennahe Versorgung stärken.

Auch in Deutschland kam es kürzlich zu bedeutenden Transaktionen. Im Januar 2025 veräußerte das Erzbistum Köln seine Mehrheitsbeteiligung am Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf an die St. Franziskus-Stiftung Münster. Die Franziskus Stiftung ist ein überregionaler Träger und betreibt bereits zahlreiche Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Mit der Integration des VKKD soll die katholische Gesundheitsversorgung in Düsseldorf langfristig gesichert werden. Im Rahmen der Transaktion hat Grant Thornton in Deutschland übrigens das Erzbistum Köln beraten.

Trends im Krankenhausmarkt 

Die Veränderungen im Krankenhausmarkt sind nicht nur durch wirtschaftliche und regulatorische Faktoren geprägt, sondern auch durch die zunehmende Digitalisierung und das wachsende Bedürfnis nach einer effizienteren, patientenorientierten Versorgung. M&A-Aktivitäten spiegeln diese Trends wider: Strategische Investoren setzen verstärkt auf Akquisitionen, um ihre Marktposition in einem technologiegetriebenen Umfeld zu stärken.

Die beschlossene Krankenhausreform in Deutschland sorgt allerdings für Unsicherheit. Ziel ist eine grundlegende Strukturveränderung, insbesondere im Hinblick auf Finanzierung und Organisation. Diese Umstellung sorgt für Unsicherheiten, die potenzielle Investoren abhalten, große Akquisitionen zu tätigen. Diese Reform schreckt derzeit viele Investoren ab, könnte langfristig aber zu gezielteren, strategisch motivierten Investitionen führen.

Ausblick

Marktexperten gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren eine Stabilisierung des Marktes eintreten könnte, wenn die regulatorischen Unsicherheiten beseitigt werden und die wirtschaftliche Lage sich verbessert. Insbesondere wird eine Zunahme von Zusammenschlüssen, strategischen Partnerschaften und Kooperationen, die unter anderem als Antwort auf zunehmenden Kostendruck, Investitionen auch in die digitale Infrastruktur und Personalmangel herangezogen werden, sich positiv auf die Entwicklung des M&A-Marktes auswirken. Investoren werden weiterhin gezielt nach langfristigen, stabilen und innovativen Investitionsmöglichkeiten suchen, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen des Gesundheitssektors.

Für Krankenhausbetreiber und Investoren heißt das: Auch in einem schwierigen Marktumfeld sind gezielte Investitionen in zukunftsfähige Strukturen entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.