Ergebnisse des aktuellen International Business Reports

Rückgang des Mittelstandsoptimismus durch zunehmende Handelsbarrieren

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Zum ersten Mal seit zwei Jahren zeigen sich Führungskräfte mittelständischer Unternehmen weniger optimistisch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten: 73 % äußerten Optimismus – ein Rückgang um drei Prozentpunkte gegenüber dem vierten Quartal 2024 –, da die Bedrohung durch Zölle im globalen Handel zur Realität wird. Wenig überraschend bleibt wirtschaftliche Unsicherheit laut 55 % der Befragten die größte Sorge für den Mittelstand, wie der aktuelle International Business Report (IBR) von Grant Thornton zeigt.
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Es bestehen deutliche regionale Unterschiede in der wirtschaftlichen Stimmung im globalen Mittelstand, was auf verschiedene Perspektiven bezüglich der potenziellen negativen Auswirkungen von Zöllen in den einzelnen Regionen hindeutet. Nach dem politischen Führungswechsel in den Vereinigten Staaten sank der Optimismus unter den mittelständischen Führungskräften um sieben Punkte auf 81 %. In Kanada, einem der Hauptziele der Zölle, fiel der Optimismus um 14 Punkte auf 55 %. Auch in Südamerika wurde ein deutlicher Rückgang von 12 Punkten verzeichnet, auf jetzt 63 %. In Europa blieb das Vertrauen des Mittelstands unverändert bei 61 %, ebenso wie in der Asien-Pazifik-Region, wo der Optimismus stabil bei 74 % liegt. In Afrika hingegen stieg der Optimismus um drei Punkte auf 71 %.

Die differenzierte Lage zeigt sich auch darin, dass geringfügig weniger Führungskräfte eine höhere Rentabilität in den kommenden zwölf Monaten erwarten – ein Rückgang um einen Punkt auf 63 %. Während die Auswirkungen der Zölle weiterhin unklar sind und in einigen Märkten eine erhöhte Inflation anhält, planen geringfügig mehr Unternehmen Preiserhöhungen – ein Anstieg um einen Punkt auf 54 %. Trotz der Unsicherheit erwartet ein Rekordanteil von 66 % der mittelständischen Unternehmen ein Umsatzwachstum – ein Zuwachs um zwei Punkte.

Angesichts der Herausforderungen im Welthandel überrascht es kaum, dass weniger Unternehmen einen Anstieg ihrer Exporte erwarten – ein Rückgang um zwei Punkte auf 53 %. Auch die Zahl derer, die planen, die Anzahl der Länder, in die sie verkaufen, zu erhöhen, ging um drei Punkte auf 48 % zurück. Der Anteil jener, die mehr Mitarbeitende für ausländische Märkte einsetzen wollen, fiel um vier Punkte auf 40 %. Im Gegensatz dazu erwarten mehr Führungskräfte steigende Umsätze aus internationalen Märkten – ein Anstieg um zwei Punkte auf 52 % –, was möglicherweise darauf hindeutet, dass der Fokus stärker auf bestehenden Märkten liegt als auf Expansion.

Führungskräfte erwarten nur geringe Veränderungen im operativen Geschäft. Etwas weniger von ihnen planen Neueinstellungen im kommenden Jahr – ein Rückgang um zwei Punkte auf 56 %. Und obwohl die Zahl der Unternehmen, die Gehaltserhöhungen vorsehen, ebenfalls um zwei Punkte sank, erkennen weiterhin 88 % der Befragten die Notwendigkeit, in ihre bestehenden Mitarbeitenden zu investieren.

Betriebliche Einschränkungen

Nach der Rekordzahl an Wahlen weltweit im vergangenen Jahr haben neu gewählte Regierungen politische Veränderungen eingeführt, die sich auf die Finanzmärkte auswirken. Während die Inflationsraten in vielen Volkswirtschaften sinken, kämpfen einige Länder mit stagnierendem Wachstum. Dies führt dazu, dass mehrere Zentralbanken ihre Geldpolitik überdenken und die Zinssätze entweder erhöhen oder länger auf hohem Niveau halten. Diese Faktoren verstärken die Sorgen der Führungskräfte über mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten – ein Anstieg um drei Punkte auf 46 % – sowie über Regulierung und Bürokratie – ein Anstieg um zwei Punkte auf 51 %.

Mit zunehmenden Handelsspannungen wächst auch die Sorge um die Lieferketten: 48 % der Befragten nennen dies als Problem (ein Anstieg um einen Punkt gegenüber dem vierten Quartal 2024). Ebenso stieg die Sorge vor Wettbewerbsdruck auf 53 % (plus ein Punkt), während die Sorgen über Cybersecurity mit 52 % konstant bleiben.

Nach einem Anstieg im Vorquartal gingen die Sorgen über Energiekosten um zwei Punkte auf 53 % zurück. Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte bleibt weiterhin für 53 % der Unternehmen eine Herausforderung. Die Sorge über Arbeitskosten sank um zwei Punkte auf 51 %.

Investitionsabsichten

Vor dem Hintergrund spürbarer Unsicherheiten in der US-Politik sind die Investitionsabsichten leicht rückläufig. Informationstechnologie bleibt die wichtigste Investitionspriorität der Unternehmenslenker – 68 % planen eine Ausweitung der Ausgaben in den nächsten zwölf Monaten (ein Rückgang um einen Punkt). Innerhalb dieses Bereichs gewinnt künstliche Intelligenz weiter an Bedeutung: Der Anteil der Unternehmen, die hier investieren wollen, stieg um zehn Punkte auf 69 % – ein klares Zeichen dafür, dass KI zunehmend zur wirtschaftlichen Realität wird.

Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sind deutlich zurückgegangen – nur noch 58 % der Befragten planen hier Ausweitungen (minus drei Punkte gegenüber dem Vorquartal). Weniger Unternehmen wollen in ihre Marken investieren – 61 % (minus ein Punkt). Deutlich geringer fällt auch der Fokus auf nachhaltige Initiativen aus – nur noch 55 % wollen hier investieren (minus fünf Punkte). Die Investitionen in Maschinen und Anlagen sanken auf 51 % (minus drei Punkte).

Dennoch bleibt die Investition in Menschen ein Schwerpunkt: Ein Rekordwert von 62 % plant Personalaufbau (plus ein Punkt). Ebenso stieg die Investition in Arbeitsumgebungen auf 55 % (plus zwei Punkte), was darauf hindeutet, dass Unternehmen verstärkt auf operative Effizienz und Mitarbeiterzufriedenheit setzen.

Peter Bodin, CEO von Grant Thornton International Ltd., kommentiert:

„Unsere aktuelle IBR-Studie zeigt ein komplexes globales Wirtschaftsumfeld, in dem der Optimismus des Mittelstands durch Unsicherheiten in der Handelspolitik gedämpft wird. Trotz dieser Herausforderungen bleiben viele Unternehmenslenker dem internationalen Geschäft und technologischen Investitionen – insbesondere in KI – verpflichtet.

Die Daten zeigen deutliche regionale Unterschiede in der wirtschaftlichen Stimmung: Während in Nord- und Südamerika der Optimismus nachlässt, bleibt er in Europa stabil und steigt in Asien sowie Afrika – ein Spiegel der erwarteten Auswirkungen der US-Handelspolitik und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Stimmung entwickelt, wenn Unternehmen auf diese politischen Entscheidungen reagieren.

Investitionen in Nachhaltigkeitsinitiativen haben spürbar nachgelassen. Gleichzeitig bleibt der Fokus auf operative Effizienz und Personalentwicklung stark. Diese Verschiebung zeigt, dass Unternehmen angesichts des aktuellen wirtschaftlichen Drucks kurzfristige operative Notwendigkeiten den langfristigen Nachhaltigkeitszielen vorziehen.

In dieser unsicheren Zeit ist es für mittelständische Unternehmen entscheidend, agil zu bleiben und die globalen sowie regionalen Auswirkungen von Handels- und geopolitischen Spannungen strategisch zu bewerten. Wer sich auf seine Kernkompetenzen konzentriert und flexibel auf Marktveränderungen reagiert, kann Herausforderungen meistern und Wachstumschancen nutzen.“