Wenn die unsicheren Zeiten infolge der Corona-Pandemie Unternehmen eines gelehrt haben, dann dies: Es kommt auf die Fähigkeit zur Anpassung als Voraussetzung zum Überleben in einem neuen wirtschaftlichen und sozialen Umfeld an.

Dieser Weiterentwicklung hat die Einzelhandelsbranche in dieser außergewöhnlichen und fordernden Zeit Rechnung getragen – eine Branche, die nach Angaben von Deyde DataCentric die Rangliste der wichtigsten Unternehmen in Spanien anführt.

Ungeachtet der durch die Covid-19-Krise hervorgerufenen veränderten Gewohnheiten bevorzugen laut Brandwatch 66  Prozent der Spanierinnen und Spanier, auch nach der Corona-Pandemie weiterhin in Ladengeschäften einzukaufen. Diese Angaben stellen jedoch nicht den signifikanten Anstieg des E-Commerce im Land in den Schatten, der im Zusammenhang mit der Pandemie um 36 Prozent gestiegen ist.

Die Realität zwingt die Einzelhändler, sich doppelt anzustrengen, um die Bedürfnisse ihrer Kunden zu erfüllen und positive Einkaufserlebnisse in beiden Welten zu garantieren – zum einen in den Ladengeschäften und zum anderen in den Online-Shops. Die Herausforderung besteht darin, das Konzept der Ladengeschäfte und deren Atmosphäre zu verändern und dabei den Schwerpunkt mehr auf das Einkaufserlebnis zu legen und Technologie sinnvoll einzusetzen.

Das digitale Umfeld erfordert seinerseits eine größere Benutzerfreundlichkeit bei E-Commerce und Apps, aber auch eine bessere Logistik bei Retouren und Lieferzeiten. Damit kann ein besseres Verständnis für Kunden, ihre Gewohnheiten und Erwartungen erlangt werden. In diesem Zusammenhang wurde die Entwicklung von Strategien zur Betreuung der Kunden vor, während und nach dem Verkaufsprozess mit der Digitalisierung als Werkzeug gestärkt und ermöglicht.

Auch das wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Auswirkungen ihres Konsums auf die Nachhaltigkeit beeinflussen ihre Kaufentscheidungen direkt, denn sie achten mehr darauf, was sie kaufen und wie sie Produkte und Dienstleistungen konsumieren.

Fokussierung auf Nachhaltigkeit kann Position am Markt verbessern

Die Einbeziehung der Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie als wesentliches Element des Unternehmenszwecks kann die globale Positionierung der verschiedenen Akteure der spanischen Einzelhandelsbranche und ihre differenzierte Positionierung auf dem Markt begünstigen. Darüber hinaus wirkt sich der geringere Einsatz von Ressourcen und Rohstoffen positiv auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus. Nachhaltigkeit als Marketingstrategie allein ist den Verbrauchern jedoch nicht genug: sie hinterfragen, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen in welchem Umfang ergriffen wurden und ob sie nachprüfbar sind.

Darüber hinaus sind Unternehmen durch den regulatorischen Rahmen mit dem In-Kraft-Treten des Gesetzes 11/2018 über nichtfinanzielle Informationen und Diversität in Spanien verpflichtet, einen detaillierten Bericht mit den wichtigsten Informationen zu Geschäftsmodell, Umweltaspekten, Personalangelegenheiten, Menschenrechten und der Bekämpfung von Korruption vorzulegen. Mit anderen Worten: eine nichtfinanzielle Erklärung.

Bisher galt diese Verpflichtung nur für große Unternehmen, die bestimmte Anforderungen in Bezug auf die Anzahl der Beschäftigten, ihren Nettoumsatz und ihr Anlagevermögen erfüllten. Aktuell wird die Verpflichtung zur Vorlage dieses Berichts auf Unternehmen mit über 250 Mitarbeiterden ausgeweitet. Für die Praxis bedeutet das, dass ein großer Teil der mittelständischen Unternehmen und viele Unternehmen des spanischen Einzelhandels davon betroffen sind.

Nichtfinanzielle Erklärung ist mehr als „nur“ Compliance

Eine nichtfinanzielle Erklärung ist mehr als „nur“ die Erfüllung einer Compliance-Anforderung, sie geht über die gesetzliche Verpflichtung hinaus. Nachhaltigkeit ist für Unternehmen nicht nur eine Frage ihres Ansehens. Die Gesellschaft, Investoren und Gesellschafter fordern nun messbares und reales gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln.

„VUCA“ beschreibt die Situation perfekt mit den englischen Begriffen „volatility“ – Volatilität, „uncertainty“ – Unsicherheit, „complexity“ – Komplexität und „ambiguity“ – Mehrdeutigkeit. 2022 waren wir mit der Realität des unaufhaltsamen Anstiegs der Energiekosten, der Unterbrechung der Lieferketten und ihren Auswirkungen auf die Hersteller konfrontiert, eine Situation, die uns auch seit Beginn dieses Jahres weiterhin begleitet.

Obwohl sich die Unsicherheit in den vergangenen drei Jahren konstant auf hohem Niveau hielt, war das Jahr 2022 aufgrund der Auswirkungen der vorgenannten Faktoren beispiellos für den Massenkonsum und hat zu einer noch nie dagewesenen globalen Inflation geführt. In diesem Jahr stiegen die Ausgaben für den Warenkorb in Spanien um 9,1 Prozent infolge des Anstiegs der Durchschnittspreise auf 9,9 Prozent, der sich wiederum aus der galoppierenden Inflation ergab, so dass die Gesamtausgaben für den Warenkorb laut Bericht „Consumer Trends 2022“ von NielsenIQ 105 Milliarden Euro erreichten.

Trotz Inflation ist die Nachfrage nahezu stabil geblieben, dennoch hat sich diese Situation zweifellos sehr stark auf den Konsum ausgewirkt, denn die Sorge der Verbraucherinnen und Verbraucher vor steigenden Preisen ist in Europa sehr groß. In Spanien haben Großhandelseigenmarken an Bedeutung gewonnen und machen nun 46 Prozent des gesamten Warenkorbs aus.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Spanien laut Daten von Dunnhumby bei ihren Einkäufen folgende Faktoren in dieser Reihenfolge wichtig sind:

  1. Einkaufserlebnis im Geschäft
  2. Preis
  3. Sortiment
  4. Qualität der Eigenmarke
  5. Sonderangebote

Das sind die Faktoren, an denen die wichtigsten Unternehmen des Einzelhandelssektors kontinuierlich arbeiten und die die Eckpfeiler ihrer Zukunft in Spanien bilden. Diese stellen jedoch gleichzeitig auch die großen Stärken einer dynamischen und sich ständig weiterentwickelnden Branche dar, was in einem ständigen Rhythmus von Geschäftseröffnungen, einer hohen Verkaufsstellendichte und einer großen Anzahl von Wettbewerbern zum Ausdruck kommt.