Nachhaltigkeit ist ein umfang- und facettenreiches Thema für Unternehmen. Der Handlungsdruck durch Regulierung sowie von Seiten unterschiedlicher Stakeholder nimmt stetig zu. Wir ordnen die unterschiedlichen Handlungsfelder ein und zeigen einen systematischen Ansatz für den Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen. Am Anfang steht die Strategie.

Nachhaltigkeitsthemen systematisch angehen

CO2-Emissionen, Fürsorge für Arbeitnehmer, Compliance, Lieferketten – das sind nur ein paar ausgewählte Themen. Die thematische Bandbreite im Bereich Nachhaltigkeit ist enorm. Jeder der drei Nachhaltigkeitsbereiche E (Environment), S (Social) und G (Governance) enthält für sich genommen zahlreiche Fragestellungen. Zunehmende regulatorische Anforderungen wie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), aber auch die Nachhaltigkeitsanforderungen unterschiedlicher Stakeholder setzen Unternehmen immer stärker unter Druck. Da ESG-Themen zudem in fast alle Bereiche der unternehmerischen Tätigkeit hineinwirken und entsprechende Relevanz mit sich bringen, stellt sich die Frage nach einem systematischen Ansatz zum Umgang mit Nachhaltigkeit.

Dieser Umgang lässt sich grob in vier Kategorien einteilen. Auch wenn der Übergang manchmal fließend und die Abfolgen einzelner Schritte nicht zwangsläufig sind, lassen sich diese auch als aufeinanderfolgende Phasen interpretieren. Am Anfang steht die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit auf (1) strategischer Ebene. Im Rahmen des (2) Nachhaltigkeitsmanagements gilt es dann, den strategischen Rahmen in die Steuerung zu überführen bzw. einzubetten. So integrieren Unternehmen Nachhaltigkeit etwa in die Unternehmensorganisation, in Governance-Prozesse oder in IT-Systeme. Die Maßnahmen dieser beiden Kategorien bilden eine gute Basis für die (3) Berichterstattung im Bereich Nachhaltigkeit. Diese ist nicht zuletzt aufgrund zunehmender regulatorischer Anforderungen sehr herausfordernd. Die verbleibende Kategorie, die „Performance-Säule“, fasst verschiedene (4) Anwendungsfälle von Nachhaltigkeit zusammen. Darunter fallen insbesondere Themen aus dem Bereich Sustainable Finance, wie ESG-Rating Readiness oder Sustainable Bonds.

Quelle: Grant Thornton Germany

Hier werden die wichtigen Ansatzpunkte im Bereich Sustainability Strategy beschrieben. Weitere Beiträge werden sich den anderen drei Kategorien widmen.

Nachhaltigkeitsthemen strategisch begegnen

Im Rahmen der strategischen Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit spielt die sogenannte Wesentlichkeitsanalyse eine zentrale Rolle. Sie stellt ein Instrument zur Identifizierung, Einschätzung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen dar, welche für das eigene Unternehmen wesentlich sind. Im Unterschied zur Auseinandersetzung mit Wesentlichkeitsgrenzen in der Finanzberichterstattung handelt es sich im Nachhaltigkeitsbereich um ein längerfristiges Projekt. Denn die Ermittlung bezieht explizit auch interne und externe Stakeholder des Unternehmens mit ein. Interviews mit Vertretungen verschiedener Stakeholdergruppen sowie Themen-Expertinnen und -Experten oder auch Stakeholder-Umfragen helfen bei der Einschätzung, inwieweit das Unternehmen positive oder negative Impacts in den unterschiedlichen Bereichen auf seine Umwelt oder sein soziales Umfeld hat. Neben dieser Impact-Einschätzung („Inside-Out-Perspektive“) lassen sich umgekehrt auch die Einflüsse verschiedener Nachhaltigkeitsthemen auf den (finanziellen) Unternehmenserfolg („Outside-In-Perspektive“) analysieren. Kombiniert man beide Perspektiven, spricht man von der sogenannten doppelten Wesentlichkeit.

Die Wesentlichkeitsanalyse erfolgt einerseits zur ersten systematischen Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen, andererseits aber auch zur Ermittlung der Themen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Typischerweise finden (z.B. im Zweijahresrhythmus) regelmäßige Wiederholungen der Analyse statt, um die getroffenen Einschätzungen für Steuerung und Berichterstattung zu verproben und zu aktualisieren. Die CSRD, die in Zukunft eine große Zahl europäischer Unternehmen erstmalig zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichten wird, fordert die Anwendung einer Wesentlichkeitsanalyse (mit doppelter Wesentlichkeit) und macht konkrete Vorgaben für die Umsetzung.

Auf Basis der in der Wesentlichkeitsanalyse identifizierten Themen lässt sich eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. Sie legt wichtige Handlungsfelder fest und definiert Ziele und Maßnahmen. Für eine effektive Strategie ist es u.a. wichtig, diese Ziele zu quantifizieren und mit einem Zeithorizont zu versehen. Orientierung für Nachhaltigkeitsziele kann die Agenda 2030 der Vereinten Nationen bieten, die mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) eine globale Referenz darstellt. Wertvoll bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie ist zudem eine integrierte Betrachtungsweise. Die Nachhaltigkeitsstrategie sollte Hand in Hand mit der übergeordneten Gesamt-Unternehmensstrategie gehen bzw. integraler Bestandteil davon sein.

Im Sinne dieser Integration empfiehlt es sich, auch das Geschäftsmodell des Unternehmens (oder allgemeiner ausgedrückt: das „Wertschaffungsmodell“) zu analysieren und zu hinterfragen. Wo und inwieweit spielen Nachhaltigkeitsaspekte im Rahmen der Inputs, Geschäftsaktivitäten, Outputs und Ergebnisse eine Rolle? Das lässt sich in einem Value Creation Model (auch grafisch) abbilden und kann eine wertvolle Basis für die Steuerung der Integration sowie für die Kommunikation von Nachhaltigkeitsaspekten darstellen.

Weiterhin ist zu hinterfragen, inwieweit Policies im Unternehmen gelten, um den Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen zu formalisieren und zu steuern. Bekanntestes Beispiel ist der Code of Conduct. Aber auch darüber hinaus kann es sinnvoll sein, weitere Detailthemen über Policies zu regeln. Häufige Anwendungsfälle sind etwa eine Health & Safety Policy, eine Equal Opportunity Policy oder eine Environmental Policy. Hier gibt es keine explizit vorgegebene Einteilung, und häufig behandelt eine Policy auch mehrere Einzelthemen. Die Policies helfen, Erwartungen explizit zu formulieren und auch nachzuhalten. Insofern stellen sie auch bereits ein Instrument zum Sustainability-Management dar. Diesen Bereich wird ein Beitrag im kommenden Navigator näher beleuchten.

Die beschriebenen Instrumente stellen wichtige erste Schritte für eine systematische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Nachhaltigkeit dar. Wir beantworten Ihre Fragen rund um die Wesentlichkeitsanalyse und weitere strategische Nachhaltigkeitsthemen und unterstützen Sie dabei, den richtigen Ansatz für Ihren Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen zu finden und zu implementieren.