Die Circular Economy stellt einen wichtigen Ansatz zum Umgang mit knapper werdenden Rohstoffen und den damit verbundenen Umweltrisiken dar. Wir beschreiben dieses Konzept und zeigen Ansätze zur Umsetzung im Bereich Retail & Consumer Products auf.
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Warum brauchen wir eine zirkuläre Wirtschaft?

Wer an Nachhaltigkeit und Umweltschutz denkt, hat häufig zunächst den Klimawandel im Kopf. Das Bewusstsein für die Relevanz einer zirkulären Wirtschaft fristet oft noch ein Schattendasein. Dabei geht gemäß Global Resources Outlook 2019 nahezu die Hälfte der Klimawirkung auf den Abbau und die Verarbeitung natürlicher Ressourcen zurück – ebenso wie über 90 Prozent des Rückgangs der Artenvielfalt und der Wasserknappheit. Zudem stößt die Verfügbarkeit vieler Rohstoffe an ihre natürliche Grenze. Die knapper und teurer werdenden Rohstoffe stellen somit auch ein großes wirtschaftliches Problem dar – für Unternehmen wie Konsumenten.

Wer diese Probleme lösen will, kommt also nicht umhin, über einen alternativen Umgang mit unseren Ressourcen nachzudenken. Die Circular Economy bietet hier einen wichtigen Lösungsansatz.

Was ist Circular Economy?

Ziel der zirkulären Wirtschaft ist es, die Wertschöpfung vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Insofern unterscheidet sie sich vom klassischen linearen Modell, bei dem Rohstoffe abgebaut, verarbeitet, verbraucht und entsorgt werden. Stattdessen will die Circular Economy an verschiedenen Stellen im Wertschöpfungsprozess Kreisläufe schaffen, sodass einmal im Prozess befindliche Ressourcen diesen möglichst lange nicht mehr verlassen. 

Das funktioniert mithilfe der sogenannten R-Strategien. Der Dreiklang „Reduce, Reuse, Recycle“ ist vielen ein Begriff. Verschiedene Rahmenwerke ergänzen hier weitere R-Strategien, unter anderem Refuse, Repair oder Remanufacture. Während Refuse oder Reduce beispielsweise dazu führen, dass generell weniger verbraucht wird und somit den Kreis schon beim Nutzer wieder schließen, beziehen andere Verhaltensweisen wie Reuse, Repair oder Remanufacture etwa Dienstleister (zum Beispiel Tauschplattformen) oder Produkthersteller mit ein. Recycling schließlich zieht den Kreis sehr weit, denn das Recyclat stellt neuen alten Rohstoff für die Herstellung von (Vor-)Produkten dar. Tendenziell gilt, dass die engeren Kreise einen höheren Grad an Zirkularität haben und daher einen geringeren Bedarf an natürlichen Ressourcen. 

Quelle: Grant Thornton Germany in Anlehnung an Ellen MacArthur Foundation (2019).

Wie ist der Wandel zu schaffen?

Gelingen kann der Wandel hin zu einer zirkulären Wirtschaft nur im Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Akteuren. Seitens der Konsumenten ist ein verändertes Bewusstsein und Verhalten erforderlich. Zudem spielen die Unternehmen auf verschiedenen Stufen der Wertkette eine wichtige Rolle. Neben einer veränderten Nutzung von Rohstoffen durch produzierende Unternehmen gilt es etwa, schon bei der Entwicklung von Produkten die Wieder- oder Weiterverwertbarkeit zu berücksichtigen oder zum Teil auch, ganze Geschäftsmodelle zu hinterfragen. Eine Kombination von Produkten mit Services zur Erhaltung oder Rücknahme des Produkts oder auch Vermietungsmodelle können hier Optionen darstellen. Mit einer entsprechenden Vermarktung haben die Unternehmen zugleich Einfluss auf das Bewusstsein der Konsumenten. Die Politik wiederum kann Rahmenbedingungen und Anreize setzen. 

Beispielhaft für die politischen Rahmenbedingungen sei die EU genannt. Die Transition zu einer zirkulären Wirtschaft ist etwa eines der sechs Umweltziele der EU-Taxonomie, von denen zwei klimabezogene Umweltziele bereits in Kraft getreten sind. Zu den Kriterien für Wirtschaftsaktivitäten, die auf die vier weiteren Umweltziele einzahlen, hat Anfang April 2023 eine vierwöchige Konsultationsphase begonnen. Für das Circular-Economy-Ziel zählen zu den infrage kommenden Wirtschaftsaktivitäten etwa Reparaturdienstleistungen, der Verkauf von Ersatzteilen oder der Verkauf von Second-Hand-Gütern beziehungsweise der Betrieb eines Marktplatzes für diese. 

Im Rahmen des Green Deal hat die EU 2020 zudem einen neuen Circular Economy Action Plan veröffentlicht. Darin identifiziert sie unter anderem Verpackungen oder Lebensmittel als zentrale Produktbereiche, für die Maßnahmen entwickelt werden sollen. 

Welche Rolle kann der Retail & Consumer Products-Sektor spielen?

Diese im EU-Aktionsplan genannten Themen spielen für den Retail & Consumer Products-Sektor eine wichtige Rolle. Sie sind insbesondere charakteristisch für den Bereich Fast Moving Consumer Goods (FMCG). Darunter fallen entsprechend ihrer Definition Güter, die zumeist zur schnellen, einmaligen Nutzung und anschließenden Entsorgung bestimmt sind – also Güter mit klassisch linearer Denkweise. Umso wichtiger sind hier zirkuläre Ansätze.

Im Bereich Verpackung ist in der Branche teilweise bereits eine große Dynamik erkennbar. Zahlreiche große Unternehmen setzen sich ambitionierte Ziele für die Wiederverwertbarkeit oder den Recycling-Anteil ihrer Verpackungen. Für PET-Flaschen gelingt es großen Herstellern und Händlern teilweise schon, bis zu 100 Prozent ihrer Flaschen aus recyceltem Kunststoff zu fertigen – mit positiven Folgen für die Herstellungskosten und die CO2-Bilanz. Auch mit Blick auf weitere Kunststoffverpackungen haben Händler wie Hersteller zumindest ambitionierte Ziele kommuniziert. 

Immer wichtiger wird daher die Zusammenarbeit mit Entsorgungsspezialisten, die in der Lage sind, die Sammlung, Sortierung und Wiederaufbereitung der Wertstoffe zu gewährleisten. Große Einzelhändler vernetzen sich mit diesen über strategische Allianzen oder M&A-Transaktionen. Durch diese Vernetzung sowie durch seine Eigenschaft als Verbindungspunkt zwischen Herstellern und Konsumenten kann der Einzelhandel eine wichtige koordinierende Rolle in der Transition zur zirkulären Wirtschaft spielen.
Weitere zirkuläre Ansätze, etwa die Reduktion von Abfällen durch weniger und einfachere Verpackungen, die Vermarktung gebrauchter Ware oder nutzungsorientierte Strategien wie Vermietungsmodelle, sind bisher noch weniger stark verbreitet – wenngleich für FMCG auch nicht alle uneingeschränkt anwendbar sind. Diese Ansätze könnten in der Branche aufgrund ihrer hohen Einsparpotenziale an Ressourcen weitere Möglichkeiten im Umgang mit rohstoffbezogenen Risiken und mit Chancen aus neuen Geschäftsmodellen eröffnen.

Wir sind Ihre Ansprechpartner rund um Circular Economy, EU-Taxonomie und weitere Nachhaltigkeitsthemen und unterstützen Sie dabei, den richtigen Ansatz für Ihren Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen zu finden und zu implementieren.