Querverbund 2.0

Glasfaser - die zukünftige Cashcow im steuerlichen Querverbund?

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Zusammenfassung

Schwimmbäder und ein reibungslos funktionierender öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) sind zentrale Bausteine für die Lebensqualität und Attraktivität jeder Kommune. Es galt lange als selbstverständlich, dass das örtliche Stadtwerk einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung dieser Einrichtungen leistet. Doch dieses eingespielte Modell steht heute vor nie dagewesenen Herausforderungen.

INHALTE

Glasfaser als zukünftige Cashcow – strategische Erfolgsfaktoren

Stadtwerke sehen sich in ihren konventionellen Geschäftsfeldern zunehmend mit sinkenden Margen und steigenden Herausforderungen konfrontiert. Während der Gasmarkt sowohl im Netz als auch im Vertrieb scheinbar zunehmend an Bedeutung verliert, lassen sich auch in der Strom- und Wasserversorgung nur punktuell Wachstumschancen erahnen. Gleichzeitig bergen diese jedoch auch weiterhin regulatorische und politische Risiken.

Durch geringe Marktwerte und zunehmend negative Strompreisfenster geraten auch Photovoltaikprojekte zunehmend unter Druck. Echte Wachstumschancen ergeben sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen vornehmlich in den Bereichen Wind (sofern Flächen vorhanden und Projekte entwickelbar sind), Wärme und Telekommunikation. 

Wachstumschancen durch Glasfaserausbau

Insbesondere der Glasfaserausbau kann hier attraktive Möglichkeiten bieten, sich als digitaler Infrastrukturanbieter zu positionieren und perspektivisch stabile Erlösquellen zu erschließen. Gemäß dem „Jahresbericht Telekommunikation 2024“ der Bundesnetzagentur stieg das auf Basis von Breitbandanschlüssen in Festnetzen abgewickelte Datenvolumen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Bei deutlich steigender Anzahl von erreichbaren Kunden ( „homes passed“) mit einem Wachstum von über 20 Prozent im Jahr 2024 wird demnach eine Take-up-Rate von 24 Prozent erzielt. Auch der Anteil von Kunden mit Buchungen von Produkten mit hohen Bitraten nimmt konsequent zu. 

Erfolgsbedingungen für Stadtwerke

Bei klarer Priorisierung wirtschaftlicher Ziele können Stadtwerke durch strukturierte Gebietsauswahl und effiziente Investitionen, hohe Wettbewerbsfähigkeit im operativen Geschäft sowie bestmögliche Nutzung der errichteten Infrastruktur teilweise bereits heute stabile Einnahmen und Ergebnisbeiträge erzielen.  

Ergänzt durch auch weiterhin bestehende und ggf. zukünftige Förderprogramme kann dann auf Basis einer soliden betriebswirtschaftlichen Grundlage auch die Erschließung weniger vorteilhaft strukturierter Stadtteile in Erwägung gezogen werden.

Verschiedene Beispiele in der deutschen Stadtwerkelandschaft zeigen bereits heute das Potenzial, das Telekommunikationsgeschäft zu einer zukünftig tragenden Säule im Querverbundsunternehmen zu entwickeln. Voraussetzung ist dabei neben einer betriebswirtschaftlich determinierten Steuerung des Geschäftsbereichs die konsequente Allokation von (personellen und finanziellen) Ressourcen.

Durch hohe Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit, zielführende Kooperationen und ggf. die Einbindung von strategischen Partnern oder externen Investoren kann so auch perspektivisch die Finanzierung der dauerdefizitären Daseinsvorsorge, etwa im Bäder- oder Verkehrsbereich, gesichert werden. 

Der steuerliche Querverbund – Funktionsweise und Nutzen  

Der steuerliche Querverbund ist das zentrale Instrument, um dauerhaft defizitäre Bereiche der Daseinsvorsorge – etwa Schwimmbäder oder den ÖPNV – finanziell abzusichern. Indem die Gewinne aus profitablen Versorgungssparten mit den Verlusten dieser Dauerverlustbetriebe verrechnet werden, reduziert sich die Bemessungsgrundlage für Körperschaft- und Gewerbesteuer spürbar. So sinkt die Steuerbelastung der Stadtwerke und eröffnet neue Spielräume für die Finanzierung öffentlicher Aufgaben. Nach aktuellen Steuersätzen entspricht dieser steuerliche Vorteil rund 30 Prozent der jeweiligen Verluste.

Breitband im steuerlichen Querverbund – rechtlicher Rahmen

Die Breitband-Sparte zählt zu den Versorgungsbetrieben und trägt – sofern Gewinne erzielt werden – zur Verrechnung im steuerlichen Querverbund bei, wodurch sich das Potenzial auf der Gewinnseite erhöht. Zu Beginn der Breitbandversorgung sind jedoch meist hohe Investitionen notwendig, die in der Anfangsphase häufig zu Verlusten führen. Solange es sich dabei um sogenannte Anlaufverluste handelt, dürfen diese mit Gewinnen aus anderen Versorgungssparten verrechnet werden.

Maßgeblich ist dabei eine Totalgewinnprognose: Setzen sich die Verluste nach der Startphase dauerhaft fort und werden aus den Anlaufverlusten sogenannte Dauerverluste, erkennt die Finanzverwaltung diese nicht mehr steuerlich an. Eine Verrechnung mit Gewinnen aus anderen Sparten ist dann ausgeschlossen. Solche Dauerverluste stuft das Finanzamt als verdeckte Gewinnausschüttung ein, was zur Folge hat, dass sich die ertragsteuerliche Bemessungsgrundlage des Stadtwerks erhöht und Kapitalertragsteuer anfällt. Die Totalgewinnprognose entscheidet somit über die steuerliche Behandlung der Verluste.

Fazit: Breitband als Zukunftssäule im Stadtwerke-Portfolio

Das Telekommunikationsgeschäft hat das Potenzial, sich zukünftig zu einer tragenden Säule im Rahmen des steuerlichen Querverbunds zu entwickeln. Durch den Glasfaserausbau eröffnen sich Stadtwerken langfristig stabile Ertragsquellen und die Möglichkeit, ihre Rolle als moderner Infrastrukturanbieter nachhaltig zu festigen.

Damit entsteht eine solide Basis, um dauerhaft defizitäre Bereiche wie Schwimmbäder oder den ÖPNV finanziell abzusichern. Vorausgesetzt wird eine klare strategische Steuerung, wirtschaftliche Effizienz sowie die konsequente Nutzung steuerlicher Gestaltungsspielräume. Gelingt dies, stärkt das Breitbandgeschäft nicht nur die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke, sondern auch die Lebensqualität und Attraktivität der gesamten Kommune. 

Wir unterstützen Stadtwerke dabei, diese Chancen gezielt zu nutzen, tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln und den Weg in eine erfolgreiche digitale Zukunft sicher zu gestalten.

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