Digital nachhaltig wirtschaften

Green-IT-Plattformen: ESG & wirtschaftlicher Nutzen

David Peter
Von:
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Jede Google-Suche, jeder Streaming-Abend und jeder Online-Kauf verbraucht Strom in Rechenzentren rund um den Globus. Digitale Plattformen verschlingen so viel Energie wie eine Großstadt – und ihr Bedarf steigt rasant. Nachhaltige digitale Plattformen sind deshalb vom „Nice-to-have“ zum geschäftskritischen Muss geworden. Unternehmen müssen Hightech und Klimaschutz unter einen Hut bringen, um bei der Kundschaft, Investierenden und Regulierern zu bestehen.
INHALTE

Energieeffizienz in Plattformarchitekturen: Was bedeutet Energieeffizienz im Plattformbetrieb?

Energieeffizienz im Plattformbetrieb bedeutet, mit minimalem Energieeinsatz maximale digitale Leistung zu erzielen. Ein gängiger Kennwert dafür ist die Power Usage Effectiveness (PUE):

Was ist die Power Usage Effectivness?

Sie beschreibt das Verhältnis der insgesamt verbrauchten Energie zur Energie, die tatsächlich von der IT-Hardware genutzt wird – je näher der Wert an 1, desto effizienter arbeitet die Infrastruktur. Die Relevanz dahinter ist enorm: Allein in Deutschland verbrauchen Rechenzentren rund 20 TWh Strom pro Jahr (ca. 3,9 % des gesamten Stromverbrauchs).

Angesichts des KI-Booms dürfte sich dieser Bedarf in wenigen Jahren nochmals verdoppeln. Energieeffizienz ist somit kein Selbstzweck, sondern entscheidend für den Ressourcenverbrauch und die Kosten moderner Plattformen.

Zu den wichtigsten Hebeln für eine energieeffiziente Plattform gehören:

  • moderne Hardware und Architektur: Einsatz energieeffizienter Prozessoren und skalierbarer Plattformarchitekturen (Virtualisierung, Container), um die Rechenleistung pro Watt zu maximieren,

  • hohe Auslastung: Durch Virtualisierung und Cloud-Technologien lassen sich Server besser auslasten, statt dass Maschinen im Leerlauf unnötig Strom verbrauchen;

  • optimierte Kühlung: Innovative Kühlmethoden (z. B. Freikühlung mit Außenluft oder Abwärmenutzung) reduzieren den Energiebedarf für Klimatisierung der Rechenzentren;

  • Green Coding: Effiziente Softwareentwicklung mit schlankem Code und optimierten Algorithmen verringert die Rechenzeit und spart Strom.

All diese Maßnahmen senken nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern oft auch die Betriebskosten – ein doppelter Vorteil für Unternehmen.

ESG und Plattformbetrieb: Kriterien für digitale Plattformen

Nachhaltigkeit endet nicht bei der Technik: Auch ESG-Kriterien spielen eine Schlüsselrolle für digitale Plattformstrategien. ESG steht für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – drei Faktoren, die Wert und Ruf eines Unternehmens zunehmend bestimmen. Investierende und Kundschaft fordern Transparenz, und neue Vorschriften wie die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) zwingen große Firmen, ihren Umgang mit Umwelt- und Sozialthemen offenzulegen. Für digitale Plattformen bedeutet das im Einzelnen Folgendes.

  • Umwelt: Minimierung des ökologischen Fußabdrucks des Plattformbetriebs – z. B. durch energieeffiziente Green-IT-Plattformen in Rechenzentren, Nutzung erneuerbarer Energien und eine Reduktion von Elektronikschrott

  • Soziales: Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Nutzerinnen und Nutzern sowie der Gesellschaft – etwa Datenschutz und IT-Sicherheit für Nutzende, digitale Inklusion (barrierefreie und zugängliche Angebote) sowie ein ethischer Umgang mit Inhalten (z. B. sorgfältige Moderation zur Vermeidung von Desinformation oder diskriminierenden Algorithmen)

  • Unternehmensführung: transparente, verantwortungsvolle Steuerung, z. B. klare Richtlinien für Datenverwendung, regelmäßiges ESG-Reporting, Compliance mit Gesetzen und ethischen Standards in der Plattform-Führung

Eine Plattform, die ESG-Prinzipien erfüllt, verbessert nicht nur ihr Nachhaltigkeitsprofil, sondern reduziert Risiken und steigert ihre Attraktivität für bewusste Kundschaft sowie Investierende. ESG und Plattformbetrieb gehen Hand in Hand: Nachhaltigkeit wird zum integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie.

Green-IT-Plattformen: Nachhaltigkeit bei Cloud-Services und Plattformmodellen

Viele digitale Plattformen basieren auf Cloud-Services – und richtig eingesetzt, können diese erheblich zur Nachhaltigkeit beitragen. Laut aktuellen Studien lässt sich der CO2-Ausstoß durch Verlagerung in die Cloud um über 30 % reduzieren. Der Grund: Große Cloud-Rechenzentren arbeiten oft viel effizienter als firmeninterne Server. In traditionellen Umgebungen bleiben bis zu 80 % der Serverkapazität ungenutzt – Cloud-Plattformen vermeiden diese Verschwendung, da Rechenleistung bei Bedarf dynamisch hoch- und runtergefahren wird. Hinzu kommt der Strommix: Hyperscaler wie Amazon, Microsoft oder Google betreiben ihre Rechenzentren zunehmend mit Ökostrom. Amazon etwa deckte 2023 bereits 100 % seines Strombedarfs mit erneuerbarer Energie.

Als Green-IT-Plattformen zeichnen sich cloudbasierte Modelle durch weitere Nachhaltigkeitsstrategien aus.

  • Auto-Skalierung und Serverless: Cloud-Ressourcen passen sich der Nachfrage automatisch an. Ungenutzte Kapazitäten werden konsequent abgeschaltet, sodass keine Energie für Leerlaufzeiten verschwendet wird. Dieses elastische Modell steigert die Energieeffizienz deutlich.

  • Grüner Standort: Die Wahl von Rechenzentrums-Standorten mit sauberer Energieversorgung und kühlem Klima senkt die Emissionen. Viele Anbieter bauen Rechenzentren in Regionen mit Wasserkraft, Wind- oder Solarenergie, um ihren Betrieb klimafreundlicher zu gestalten.

  • Transparenz-Tools: Moderne Cloud-Plattformen bieten Dashboards und APIs, die den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß der genutzten Dienste sichtbar machen. Unternehmen können so ihre Nutzung analysieren und optimieren – und erfüllen einfacher Berichtspflichten im Rahmen von ESG-Reports.

Damit Cloud-Services zum Baustein einer nachhaltigen Plattform werden, müssen Unternehmen diese Möglichkeiten konsequent nutzen. Wer seine Cloud-Ressourcen optimiert, profitiert von hoher Skalierbarkeit und geringerem Footprint – und macht einen wichtigen Schritt hin zu einer grüneren IT-Landschaft.

Grüne Plattformen – mehr als Klimaschutz: Ihr echter Business-Impact

Nachhaltige digitale Plattformen sind kein vorübergehender Trend, sondern ein strategischer Imperativ für die Tech-Branche. Die Kombination aus energieeffizienter und ESG-orientierter Unternehmensführung entscheidet immer häufiger über Wettbewerbsvorteile. Wer seine Plattform jetzt auf „Grün“ trimmt, profitiert doppelt: Einerseits sinken Stromverbrauch und Emissionen, was in Zeiten steigender Energiepreise und Klimaregulierung unmittelbare Kosten- und Risikovorteile bringt. Andererseits steigt die Akzeptanz bei Kundschaft, Partnerinnen und Partnern sowie Investierenden, die zunehmend Wert auf verantwortungsbewusstes Handeln legen.

Dabei geht es nicht nur um Pflichterfüllung gegenüber gesetzlichen Auflagen, sondern um Innovationschancen. Effizienzsteigerungen in der IT führen oft zu neuen technischen Lösungen und können die Performance sogar verbessern. Unternehmen, die frühzeitig in nachhaltige Plattformen investieren, sammeln Erfahrung und setzen Branchenstandards – während Nachzügler womöglich mit einem Imageverlust und höheren Betriebskosten kämpfen.

Die gute Nachricht: Die notwendigen Technologien und Konzepte sind vorhanden. Von hyper-effizienten Rechenzentren über erneuerbare Energien bis hin zu Green Coding und transparentem ESG-Management – die Werkzeuge für Green-IT-Plattformen liegen bereit. Jetzt heißt es, sie konsequent einzusetzen. So werden digitale Plattformen nicht nur Treiber der Wirtschaft, sondern auch Vorreiter für Klimaschutz und soziale Verantwortung. Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehen Hand in Hand – und gemeinsam weisen sie den Weg in eine zukunftsfähige Wirtschaft.

Sie möchten Ihre Plattform fit für die grüne Zukunft machen? Sprechen Sie mit unseren Expert:innen – wir beraten Sie gerne.

 

Der Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Louis Yves Charles Punak (Consultant) verfasst.