Nachhaltigkeit gewinnt auch in der Transport- und Logistikbranche an Bedeutung. Dabei sollten besonders die CSR Directive und das deutsche Lieferkettengesetz beachtet werden. Wir erörtern, worauf es dabei jetzt ankommt?

Nachhaltigkeit ist kein neues Thema in Transport und Logistik. Schließlich entfallen ca. 18 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen auf den Straßengütertransport, so das Statistik-Portal Statista. Die Tendenz ist steigend.

In der Praxis hat das Thema längst eine strategische Bedeutung gewonnen. Es beeinflusst Geschäftsmodelle, Finanzierungen und die Zusammenarbeit mit Marktpartnerinnen und Marktpartnern in den Lieferketten.

Was in Diskussionen dabei häufig zu kurz kommt, ist der positive Effekt, den die Branche schon heute erzielt: Zum einen stellt sie immer mehr klima-, umwelt- und sozialverträgliche Transportlösungen bereit. Sie leisten ihren Beitrag zur Eingrenzung des Klimawandels. Zum anderen sorgt die Branche für Transportketten, die auch unter sich verändernden Klima- und Umweltbedingungen robust sind.

Das alles funktioniert nur durch die ganzheitliche Optimierung von logistischen Strategien, Systemen, Strukturen und Prozessen. Ziel ist es, in logistischen Prozessen einerseits schädliche Auswirkungen auf die Umwelt (zum Beispiel Abgase, Wasser- und Bodenbelastungen) und andererseits den Verbrauch von nicht oder schwer erneuerbaren Ressourcen zu reduzieren.

Eine neue Herausforderung ist für viele Unternehmen der vom Gesetzgeber getriebene Formalisierungsgrad. Zu nennen sind hier die anstehenden ESG-Reportingpflichten (CSR Directive und Taxonomieverordnung) sowie die anstehenden Lieferkettengesetze.

Mit der CSR Directive versucht der europäische Gesetzgeber, durch ein standardisiertes Nachhaltigkeitsreporting Transparenz, Messbarkeit und Vergleichbarkeit hinsichtlich der Nachhaltigkeitsperformance herzustellen. Das soll Kapitalgebern und Marktpartnern die Auswahl möglichst nachhaltiger Anbieter ermöglichen.

Zu demselben Zweck stellt die EU-Taxonomieverordnung ein standardisiertes Klassifizierungssystem von wirtschaftlichen Aktivitäten mit Blick auf ihre ökologische Nachhaltigkeit bereit. Unternehmen müssen ihre Aktivitäten hinsichtlich der vorgegebenen Kriterien überprüfen und die damit konformen Anteile an Umsätzen, Investitionen (CapEx) und operativen Aufwendungen (OpEx) berichten.

Das deutsche Lieferkettengesetz hingegen versucht, den unternehmerischen Verantwortungsbereich möglichst weit in die jeweiligen Lieferketten zu erweitern. Standardisierte Instrumente des Risikomanagements sollen möglichst systematisch soziale und ökologische Missstände identifizieren und sie nach Möglichkeit abstellen.

Praxishinweis

Die CSR Directive und das Lieferkettengesetz sollten alle Unternehmen in der Transport- und Logistik-Branche im Fokus haben. Für sie geht es nicht nur darum, die Vorgaben des Gesetzgebers umzusetzen. Vielmehr werden in der Praxis die ersten Abfragen dazu von Kapitalgebern und Marktpartnern kommen. Die Banken müssen selbst offenlegen, ob sie nachhaltig finanzieren oder nicht – und das schon ab dem kommenden Jahr. Die Marktpartner stehen damit gegenüber den eigenen Banken und Geschäftspartnern in der Pflicht, verstärkt mit nachhaltigen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Das bedeutet, dass zeitnah nahezu alle Transport- und Logistikunternehmen direkt oder indirekt betroffen sein werden.